Gero ist nunmehr bald 12 ½ – was bedeutet, dass wir seit knapp 12 Jahren mit der Diagnose ED leben (Greif bis Juni 2013 ebenfalls).
Viel habe ich in dieser Zeit darüber durch eigenes Interesse und Nachfragen erfahren und auch bei anderen Hundehaltern mitbekommen. Gelernt, als Laie Röntgenbilder so halbwegs zu lesen, Gangbilder zu sehen. Einiges über Züchter erfahren. Manches, das ich eigentlich gar nicht so genau wissen will.
Und ich habe daraus für mich ein persönliches Resumee gezogen.
ED ist vielschichtig. Ohne genaue Diagnose ist jede Therapie ein Glücksspiel oder leider zu oft auch nutzlos. Und genaue (korrekte) Diagnosen stellen sehr wenige Tierärzte. Liegt die Diagnose erst einmal vor, ist der nächste Stolperstein dann, einen kompetenten Tierarzt für die Behandlung zu finden – leider erfährt man bei genug Hintergrundwissen Dinge, die einfach nur traurig sind. Da werden Tierärzte per Mundpropaganda empfohlen von denen man weiß, dass der Hund nach einer durchgeführten, angeblich dringenden ED-Operation mit hoher Wahrscheinlichkeit maximal 2 Monate später wieder am Tisch liegen wird. Oder Koriphäen die irgendwie ohne profunde Ausbildung zu angeblich solchen werden, weil nur viele Menschen hingehen… natürlich verbietet es aber der Persönlichkeitsschutz, darüber zu reden (mit Beweisen ist es naturgemäß nicht weit her, aber eine Summe an Berichten unterschiedlicher Hundehalter bleibt im Hinterkopf und mit jedem Fall, der dann hinzukommt, wächst die Traurigkeit). Hinter jedem Schicksal steht Hundeleid und Enttäuschung beim Besitzer. Nach einigen Schwierigkeiten haben wir für uns einen Tierarzt gefunden, dem wir nun seit über 10 Jahren in diesem Bereich vertrauen und der zum Leben unseres Hundes sicherlich einen guten Teil beigetragen hat. Der aber auch mal ungemütlich ist und querdenkt – denn obwohl man geneigt ist zu glauben für allfällige, plötzlich auftretende typische Beschwerden den Grund zu kennen, kann durchaus ganz etwas anderes dahinter stecken (Borreliose beispielsweise in unserem Fall).
Nach Diagnose und guter Behandlung kommt dann der nächste schwere Brocken. Tja, was nun tun mit einem geistig fitten, fröhlichen Junghund? Schonen und immer mit Vorsicht leben, um keine Probleme heraufzubeschwören und verantworten zu müssen – oder mit Vernunft körperlich fordern, um gute Muskulatur und auch physische Lebensfreude zu fördern; aber zu wissen, dass es trotz allem Aufpassen auch mal zu viel sein kann? Eine Entscheidung, die wiederum nur der Hundehalter im konkreten Einzelfall treffen kann. Wir haben uns in den Jugendjahren von Gero und Greif für geistige und durchaus auch relativ hohe körperliche Förderung entschieden und es nicht bereut.
Rundum wurde das Wissen hinsichtlich ED und auch die Möglichkeit daran zu kommen in den letzten gut 10 Jahren viel breiter und einfacher. Plötzlich gibt es zig Mittelchen: homöopathisch oder schulmedizinisch, rein pflanzlich oder chemisch. Zusätze, Behandlungstechniken. Ein ganzer Pool an Möglichkeiten, die man doch alle nutzen muss um das Optimum für seinen Hund zu tun? Gewissensberuhigung? Gibt es auch „zu viel des Guten“? Bewusst haben wir uns im Endeffekt dagegen entschieden und versucht, dem eigenen Hausverstand zu folgen. Vor allem die beiden Hauptbereiche Ernährung und Erhaltung der körperlichen Beweglichkeit haben sich über die Zeit und mit wachsendem Wissen für uns durchaus verändert.
Warum muss ich meinem Hund Nahrungsergänzungsmittel, Zusätze, Arzneimittel füttern, die eigentlich bei ausgewogenem Futter doch sowieso enthalten sein sollten? Warum müssen die so manchem käuflich erwerbbarem Futtermittel erst noch künstlich zugefügt (und dann werbewirksam angepriesen) werden? Welche Zusätze braucht man tatsächlich? Canosan, Caniviton, div. andere Grünlippmuschelextrakte, Teufelskralle, Ginko – kenne ich alle, die meisten in Geros Jugendjahren ausprobiert. Und trotzdem verzichten wir doch seit vielen Jahren darauf. Das Vertrauen in Vieles, das bunt und laut angepriesen wird, ist deutlich gesunken. Daher ist auch die Fütterung bei uns nun seit längerer Zeit roh. Mit kurzgefasst zB. natürlichen Ölen, Calzium aus Knochen, Proteinen aus Fleisch und Fisch, mit Vitaminen aus Obst und Gemüse. Ohne Getreide (ok, Nudeln gibt’s mal – aber eher, weil ers so gerne mag ). Mein persönlicher Schlussstrich unter dem Thema Hundeernährung.
Ein meiner Meinung nach zu oft vernachlässigter Faktor (auch bei gesunden Hunden) ist jedoch der Erhalt der körperlichen Beweglichkeit. Wir alle halten unsere Hunde nicht natürlich. Ist zB. schlittern oder auch das ständige Ausgleichen dessen auf glatten Böden, häufiges Springen aus Autos (von Jeeps mit hoher Laderampe gar nicht zu sprechen), unnatürliche Körperhaltung oder einseitige Belastung bei Sporthunden auf Sicht schon bei gesunden Hunden bemerkenswert, fällt es bei vorgeschädigten Hunden umso mehr ins Gewicht. Bewusster Ausgleich (Gymnastizierung, Chiropraktik, Akupunktur, Osteopathie) oder zumindest Vermeidung wo möglich ist also für mich eine unabdingbare Investition in die Gesunderhaltung des Hundes geworden. Bei meinen anderen Hunden ganz allgemein, bei Gero natürlich durch seine ED ganz besonders.
Mit wenigen kurzen negativen Ausreißern sind so sowohl Gero, als auch bis vor wenigen Wochen Greif, mit ihrer Erkrankung gut zurecht gekommen. Für uns bleibt ED trotzdem ein Schreckgespenst, weil es einfach das Zusammenleben mit dem Hund täglich beeinflusst. Aber im Gegensatz zu jener Zeit vor 12 Jahren, in der wir die Diagnose bekommen haben, ist ED kein Weltuntergang mehr.